Warum frisst mein Hund Kot? 7 ehrliche Gründe

Es ist ein Moment, den viele Hundehalter kennen: Man ist mit dem Vierbeiner draußen unterwegs – und plötzlich hockt er sich hin und frisst etwas, das man lieber nicht genauer ansehen möchte. Kot.

Was für uns Menschen absolut abstoßend wirkt, ist für viele Hunde ein Verhalten, das immer wieder vorkommt. Dabei fragen sich viele entsetzt:

„Warum frisst mein Hund Kot? Ist das normal – oder ein Zeichen für Krankheit oder Mangel?“

In diesem Artikel schauen wir genau hin. Ohne Panik, aber auch ohne Schönrederei. Denn: Kotfressen kann harmlos sein – aber manchmal steckt eben doch mehr dahinter.


Was ist Koprophagie überhaupt?

Fachleute nennen das Kotfressen Koprophagie. Das Wort klingt medizinisch – und tatsächlich ist es ein Verhalten, das nicht selten beobachtet wird, besonders bei jungen Hunden.

Ob Hundekot, Katzenkot oder Pferdeäpfel: Manche Hunde fressen alles, was ihnen unter die Nase kommt. Nicht unbedingt, weil sie Hunger haben – sondern aus ganz unterschiedlichen Gründen.


1. Welpen und junge Hunde: Neugier und Nachahmung

Viele Welpen fressen in den ersten Lebensmonaten Kot. Sie schnüffeln, lecken, probieren – das gehört zur Entwicklung. Manchmal schauen sie sich dieses Verhalten auch bei der Mutterhündin ab.

Die Mutter frisst in den ersten Wochen nach der Geburt den Kot ihrer Welpen auf – aus Hygienegründen. Für den Welpen wirkt das wie ein normales Verhalten.

💡 Gut zu wissen: In den meisten Fällen verschwindet dieses Verhalten mit dem Alter. Wenn der Hund älter wird, lässt die Neugier nach.


2. Aufmerksamkeit – auch wenn sie negativ ist

Hunde sind schlau. Sie merken sehr schnell, was ihre Menschen aufregt. Wenn du jedes Mal laut „Nein!“ rufst oder hektisch reagierst, sobald dein Hund sich einem Kothaufen nähert, passiert etwas Entscheidendes: Er bekommt Aufmerksamkeit.

Manche Hunde lernen daraus: „Wenn ich Kot fresse, passiert etwas Spannendes.“

Gerade bei Hunden, die sich oft langweilen oder zu wenig geistige Beschäftigung haben, kann dieses Verhalten ein Versuch sein, dich „herbeizurufen“.


3. Stress, Unsicherheit oder Langeweile

Ein unterforderter oder gestresster Hund kann ungewöhnliches Verhalten zeigen – darunter auch das Fressen von Kot. Vor allem, wenn er oft allein ist oder sich in seiner Umgebung nicht wohlfühlt.

Typische Auslöser:

  • Zu wenig Auslauf oder Abwechslung
  • Veränderungen im Alltag (z. B. Umzug, neuer Hund, Baby)
  • Strenge Erziehung ohne Vertrauensbasis

In solchen Fällen ist Kotfressen kein Zeichen von „Ekel“, sondern von Überforderung oder innerer Unruhe.


4. Ernährung: Mangel an Nährstoffen

Ein häufiger Grund für Koprophagie kann ein unausgewogener Futterplan sein. Wenn deinem Hund bestimmte Nährstoffe fehlen – etwa Vitamin B1, Enzyme oder Ballaststoffe – kann er instinktiv versuchen, das zu kompensieren.

Besonders betroffen sind:

  • Hunde mit minderwertigem Trockenfutter
  • Tiere mit Verdauungsproblemen oder schlechter Futterverwertung
  • Hunde, die zu wenig oder zu selten gefüttert werden

🐾 Tipp: Achte auf hochwertiges, ausgewogenes Futter – angepasst an Größe, Alter und Aktivität.


5. Verdauungsprobleme: Der Kot riecht noch „nach Futter“

Klingt unappetitlich, ist aber biologisch erklärbar: Wenn der Kot anderer Tiere (oder des eigenen Hundes) noch halb verdaut ist, enthält er oft Nahrungsreste oder Enzyme, die für Hunde „verlockend“ riechen.

Das gilt besonders bei:

  • Katzenkot (reich an Proteinen durch Fleischfresser-Diät)
  • Kot von Hunden mit schlechter Verdauung
  • Eigener Kot bei Darmerkrankungen

Der Geruchssinn eines Hundes ist 10.000-mal besser als der unsere. Was für uns widerlich ist, kann für den Hund nach Nahrung riechen.


6. Instinktverhalten: Rückstände aus der Wildzeit

Manche Verhaltensforscher vermuten, dass das Kotfressen evolutionäre Wurzeln hat. Wölfe und Wildhunde fressen gelegentlich Kot – etwa um das Revier zu „säubern“, Gerüche zu überdecken oder Parasiten aus dem Bau fernzuhalten.

Besonders Hündinnen mit Welpen fressen häufig Kot – auch, um keine Feinde anzulocken.

Dieser „Putzinstinkt“ ist bei manchen Hunden noch aktiv – vor allem bei sehr sauberen oder „fürsorglichen“ Tieren.


7. Krankheiten, Parasiten oder Stoffwechselprobleme

Nicht zuletzt kann Kotfressen auch ein Warnsignal sein – besonders, wenn es plötzlich auftritt oder mit anderen Symptomen einhergeht.

Mögliche medizinische Ursachen:

  • Wurmbefall oder Darmparasiten
  • Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig Enzyme)
  • Diabetes mellitus (ständiger Hunger, Futterdrang)
  • Morbus Addison oder andere Hormonstörungen

Wenn dein Hund abnimmt, matt wirkt oder extrem frisst, solltest du die Ursache vom Tierarzt abklären lassen.


Wann wird Kotfressen bedenklich?

Einmal probieren – das passiert vielen Hunden. Aber wenn das Verhalten regelmäßig auftritt oder sich steigert, solltest du handeln.

Achte auf folgende Warnzeichen:

  • Häufiges oder gezieltes Aufsuchen von Kot
  • Aufgeregtes Schlingen und Gier
  • Begleiterscheinungen wie Erbrechen, Durchfall oder Juckreiz
  • Gewichtsverlust oder Fresssucht

Dann ist es Zeit, genauer hinzusehen – und auch medizinisch auszuschließen, dass etwas im Argen liegt.


Kotfressen beim eigenen Hund – das bedeutet es konkret

Es macht einen Unterschied, ob dein Hund seinen eigenen Kot frisst, den von anderen Hunden oder von fremden Tieren (z. B. Katzen, Pferden).

Hier ein kurzer Überblick:

SituationMöglicher Grund
Frisst eigenen KotStress, Verdauungsproblem, Langeweile
Frisst Kot anderer HundeNährstoffmangel, Nachahmung, Geruchsreiz
Frisst KatzenkotHoher Proteingehalt, unwiderstehlicher Geruch
Frisst Pferde- oder KuhfladenBallaststoffe, Enzyme, Darmflora-Anregung

Was du nicht tun solltest

Viele Hundehalter reagieren mit Ekel, Strafe oder sogar Gewalt. Doch das macht das Problem meist nur schlimmer.

🚫 Bitte nicht:

  • Mit der Nase in den Haufen drücken (veraltet und grausam)
  • Anbrüllen oder körperlich strafen
  • Mit Schärfe oder Bitterstoffen im Futter „erziehen“

Solche Methoden zerstören Vertrauen und führen oft dazu, dass der Hund heimlich frisst – oder es gar nicht mehr abgeben will.


Was wirklich hilft – je nach Ursache

Je nachdem, was die Ursache für das Verhalten ist, gibt es unterschiedliche Ansätze. Dazu gehören:

  • Fütterung überprüfen (Menge, Qualität, Enzyme)
  • Mehr Beschäftigung und Bewegung
  • Ruhe und Struktur im Alltag
  • Gezieltes Training mit positiver Verstärkung
  • Tierärztliche Abklärung bei Verdacht auf Krankheit

Doch dazu kommen wir ausführlich im zweiten Teil dieses Artikels – mit konkreten Tipps, Übungen und Hilfsmitteln, die dir wirklich weiterhelfen.

So gewöhnst du deinem Hund das Kotfressen ab

Du weißt nun, warum dein Hund Kot frisst – und in vielen Fällen ist das Verhalten durchaus erklärbar. Aber was tun, wenn es zur Gewohnheit wird? Oder wenn es dich schlicht belastet?

In diesem Teil bekommst du alltagstaugliche Tipps, die wirklich helfen – ganz ohne Druck oder Tricks, die nur kurzfristig wirken.


1. Das Futter überdenken – Qualität vor Menge

Ein guter erster Schritt ist, das Futter genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wenn dein Hund regelmäßig Kot oder auch mal Gras frisst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass ihm bestimmte Nährstoffe fehlen oder der Magen nicht ganz im Gleichgewicht ist.

(Was hinter dem Verhalten steckt, erfährst du im Beitrag über warum Hunde Gras fressen.)

💡 Das kannst du tun:

  • Wechsle auf ein hochwertiges Nass- oder Trockenfutter mit klarem Fleischanteil und wenig Füllstoffen.
  • Achte auf eine ausgewogene Zusammensetzung mit Ballaststoffen, Vitaminen und Enzymen.
  • Füttere lieber öfter kleinere Portionen (z. B. 2–3× am Tag), damit das Hungergefühl nicht zu stark wird.

Bei Verdacht auf Verdauungsstörungen kann es auch sinnvoll sein, die Bauchspeicheldrüse checken zu lassen.


2. Gezielt ablenken – mit positiver Verstärkung

Viele Hunde lassen vom Kot ab, wenn sie lernen, dass es etwas Besseres gibt.

Das funktioniert so:

  • Halte beim Gassigehen leckere Belohnungen bereit.
  • Sobald dein Hund sich einem Kothaufen nähert, rufe ihn freundlich und belohne ihn fürs Kommen.
  • Übe regelmäßig das Signal „Weiter!“ oder „Komm mit!“ – mit Lob, nicht mit Strenge.

So lernt der Hund: „Es lohnt sich, den Haufen zu ignorieren.“

📌 Wichtig: Immer fair bleiben. Kein Ziehen an der Leine, kein Schimpfen – der Hund soll lernen, nicht gehemmt werden.


3. Mehr Beschäftigung – gegen Langeweile und Stress

Manche Hunde fressen Kot aus Langeweile. Oder weil sie zu wenig Auslauf haben. Deshalb: Körperlich müde reicht nicht. Der Kopf will auch was tun.

Das hilft:

  • Fährtenarbeit oder Nasenspiele im Garten oder Park
  • Zerrspiele, Leckmatten, Schnüffelteppiche
  • Abwechslungsreiche Gassirouten
  • Kontrollierter Freilauf mit Schleppleine

Gerade bei unsicheren oder unterforderten Hunden wirkt Beschäftigung Wunder – oft verschwindet das Kotfressen dann von selbst.


4. Rituale stärken – Alltag gibt Sicherheit

Ein strukturierter Tagesablauf hilft Hunden, innerlich zur Ruhe zu kommen. Denn viele fressen aus Unruhe oder Überforderung.

Kleine Dinge helfen:

  • Feste Gassi-Zeiten
  • Klare Futterroutine
  • Rituale vor dem Schlafen
  • Ruhiger Rückzugsort zu Hause

Je entspannter dein Hund lebt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass er zu ungewöhnlichem Verhalten neigt – wie dem Fressen von Kot.


5. Wenn dein Hund Kot im Garten frisst

Viele Halter berichten, dass der Hund nur im eigenen Garten Kot frisst – meist seinen eigenen.

Dahinter stecken oft:

  • Reinlichkeitstrieb (besonders bei Hündinnen)
  • Langeweile im Garten
  • Der Wunsch, Spuren zu verwischen

Das hilft:

  • Kot sofort entfernen, am besten direkt nach dem Geschäft
  • Keine langen Gartenzeiten ohne Beschäftigung
  • Nicht unbeaufsichtigt draußen lassen, wenn das Verhalten häufig vorkommt

Manche Hunde nutzen den Garten, um sich selbst zu „beschäftigen“. Auch da hilft gezielte Abwechslung – oder die Leine.


Fazit: Kotfressen ist unangenehm – aber lösbar

Ja, es ist ein unangenehmes Thema. Und manchmal auch peinlich, besonders wenn der Hund draußen etwas aufnimmt, was er nicht soll.

Aber: Du bist nicht allein damit. Viele Hunde fressen in gewissen Lebensphasen oder unter bestimmten Bedingungen Kot. Entscheidend ist, wie man damit umgeht.

👉 Beobachte deinen Hund.
👉 Reagiere mit Ruhe und Konsequenz.
👉 Gib ihm, was er braucht – statt ihn zu strafen.

Und wenn du unsicher bist: Hol dir Unterstützung. Sei es vom Tierarzt, einem guten Trainer oder einem erfahrenen Halter.

Denn am Ende zählt: Ein gesunder, entspannter Hund – und ein Mensch, der ihn versteht.


Häufige Fragen (FAQ)


Warum frisst mein Hund plötzlich wieder Kot, obwohl er es früher nicht getan hat?

Das kann viele Gründe haben: Ein Futterwechsel, Stress, eine neue Umgebung oder körperliche Beschwerden. Wenn das Verhalten plötzlich auftritt, beobachte genau, ob sich sonst etwas verändert hat – oder hol dir Rat beim Tierarzt.


Ist das Kotfressen gefährlich für meinen Hund?

Es kann gefährlich sein – besonders wenn der Hund Kot von anderen Tieren frisst, die krank oder verwurmt sind. Auch Rückstände von Medikamenten oder Parasiten können aufgenommen werden. Deshalb: Verhalten beobachten, regelmäßig entwurmen und ggf. das Immunsystem unterstützen.


Hilft es, wenn ich meinem Hund Ananas oder Zucchini ins Futter mische?

Manche Halter berichten, dass Ananas, Kürbis oder Zucchini helfen – weil der eigene Kot dadurch unangenehmer wird. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht, aber du kannst es ausprobieren. Wichtig: Nur in kleinen Mengen, gut püriert und ohne Gewürze.


Wann sollte ich mit meinem Hund zum Tierarzt?

Wenn dein Hund plötzlich extrem gierig ist, unter Verdauungsproblemen leidet oder Bauchschmerzen zeigt, helfen manchmal auch Hausmittel bei Bauchweh beim Hund – vorausgesetzt, die Ursache ist harmlos.

Dann ist ein Besuch beim Tierarzt sinnvoll. Besonders, um Stoffwechselstörungen oder Mangelerscheinungen auszuschließen.


Wenn du Fragen hast oder selbst Erfahrungen teilen willst – schreib sie gern in die Kommentare. Denn manchmal ist das ehrlichste Gespräch unter Hundehaltern der beste Anfang. 🐶💬

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