Wenn wir an Tiere im All denken, fällt den meisten sofort der Name Laika ein – die kleine Straßenhündin aus Moskau.
Doch es gab ein weiteres Tier, das Geschichte schrieb: eine unscheinbare, schwarz-weiße Katze aus Paris.
Ihr Name war Félicette, und sie war die erste und bis heute einzige – Katze im All.
Ihre Reise war kurz, ihr Schicksal tragisch, und dennoch darf ihr Mut nicht vergessen werden.

Die Idee: Warum eine Katze?
Anfang der 1960er-Jahre experimentierten die Supermächte USA und Sowjetunion mit Affen und Hunden, um mehr über die Gefahren der Raumfahrt für den Menschen zu erfahren. Frankreich wollte einen eigenen Weg gehen und entschied sich für Katzen.
Forscher am Centre d’Enseignement et de Recherches de Médecine Aéronautique (CERMA) waren besonders daran interessiert, wie sich der empfindliche Gleichgewichtssinn einer Katze in der Schwerelosigkeit verhalten würde. Vierzehn weibliche Katzen, viele von den Straßen von Paris, wurden ausgewählt. Um emotionale Bindungen zu vermeiden, erhielten sie keine Namen, sondern nur Nummern.

Die Tiere durchliefen ein intensives „Astronautentraining“: Sie wurden in enge Container gesetzt, mit Zentrifugen hohen Beschleunigungen ausgesetzt und mit Elektroden versehen, die ihre Gehirnaktivität aufzeichnen sollten.
Die Wahl von C341
Unter den Katzen stach eine hervor: die 2,5 Kilogramm schwere, schwarz-weiße Katze mit der Nummer C341. Sie blieb ruhig, wo andere unruhig wurden und war damit die perfekte Kandidatin.

Der Flug ins All
Am 18. Oktober 1963 hob eine Véronique AG1-Rakete vom Testgelände Hammaguir in der algerischen Sahara ab. An Bord: C341, sicher in einer kleinen Kapsel fixiert.
Während des Starts war sie enormen Belastungen ausgesetzt bis zu 9,5 g, fast doppelt so viel wie die späteren Apollo-Astronauten. Nach Erreichen von 157 Kilometern Höhe schwebte sie für wenige Minuten schwerelos. Einen Blick auf die Erde hatte sie nicht, ihre Kapsel hatte keine Fenster.

Beim Wiedereintritt wirkte eine Beschleunigung von rund 7 g auf sie, ehe der Fallschirm öffnete. 13 Minuten nach dem Start landete die Kapsel sicher auf der Erde – allerdings kopfüber, sodass C341 in einer etwas würdelosen Haltung auf ihre Bergung warten musste.
Kurz darauf gab ihr die Presse einen Namen: „Félix“, nach der berühmten Cartoon-Katze. Erst später stellte sich heraus, dass es sich um ein Weibchen handelte und so wurde aus Félix Félicette.
Das tragische Ende
Obwohl Félicette den Flug überlebte, währte ihr Glück nicht lange. Zwei Monate nach ihrer Rückkehr wurde sie eingeschläfert. Die Wissenschaftler wollten die Implantate aus ihrem Gehirn entfernen und ihr Nervensystem genauer untersuchen. Doch die Autopsie brachte keine neuen Erkenntnisse.
Damit war sie die erste und einzige Katze im All. Weitere Katzenflüge wurden nicht mehr durchgeführt, und Frankreich stellte sein bemanntes Raumfahrtprogramm bald ein.

Warum wurde sie vergessen?
Während Laika weltweit bekannt wurde und Denkmäler erhielt, verschwand Félicette fast in Vergessenheit. Gründe dafür gibt es mehrere:
Frankreich spielte im Wettlauf ins All nur eine Nebenrolle gegenüber den USA und der Sowjetunion.
Fotos von Félicette mit Elektroden am Kopf wirkten in einer Zeit zunehmender Tierschutzbewegungen verstörend.
Selbst auf Briefmarken wurde sie oft fälschlich als „Felix“ dargestellt.
Späte Würdigung
Erst Jahrzehnte später begann man, sich wieder an Félicette zu erinnern. 2017 startete ein Raumfahrt-Enthusiast eine Kickstarter-Kampagne und sammelte über 57.000 Dollar für ein Denkmal.
Am 18. Dezember 2019 wurde schließlich eine Bronzestatue der Katze enthüllt auf dem Campus der International Space University in Straßburg. Sie zeigt Félicette auf einer Erdkugel sitzend, mit Blick gen Himmel dorthin, wo sie einst als einzige Katze der Weltgeschichte geflogen war.

Erinnerung an eine stille Heldin
Félicette hat vielleicht keinen Platz im kollektiven Gedächtnis wie Laika oder Ham, der Schimpanse. Doch ihr kurzer Flug war ein wichtiger Teil der Geschichte der Raumfahrt und ein stiller Beweis für den Preis, den Tiere für den Fortschritt des Menschen gezahlt haben.
Wenn wir in einer klaren Nacht den Himmel betrachten, sollten wir auch an Félicette denken – die kleine Pariser Straßenkatze, die einmal die Sterne berührte.
Sehen Sie sich unten ein Video an, das das französische Katzen-Raumfahrtprogramm und Félicette zeigt.