Teil 4: Die Spaziergänge beginnen
Es begann mit dem Briefkasten.
Ein kurzer Gang,
achtundvierzig Stufen hinunter,
eine steife Hüfte,
und Basil an ihrer Seite.
Sie hatte sich lange nicht hinausgewagt.
Nicht, seit der Schlaganfall ihrer Schwester
sie zu einer anderen Version ihrer selbst gemacht hatte:
vorsichtiger, stiller,
ein bisschen gebrochener.
Doch mit Basil fühlte sich selbst das Treppenhaus weniger fremd an.
Er ging langsam,
immer ein, zwei Stufen hinter ihr,
als wüsste er um ihre Angst zu stürzen.
Unten angekommen, blieb sie stehen.
Der Wind fuhr ihr in die Haare,
die Kastanie rauschte.
Die Laterne, unter der Basil einst lag,
war noch da –
nur diesmal stand sie daneben.
Sie machte einen Schritt.
Dann noch einen.
Ihre Finger hielten die Leine,
aber sie wusste:
Er würde nicht ziehen.
Sie gingen nur bis zur Straßenecke.
Dann zurück.
Zehn Minuten.
Ein Sieg.
Am nächsten Tag wagten sie zwei Straßen weiter.
Und so wuchs es.
Tag für Tag.
Meter für Meter.
Die Nachbarn begannen sie zu bemerken.
Herr Leopold vom Tabakladen nickte ihr zu.
Frau Klein vom Blumenstand sagte:
„Schön, Sie mal wieder draußen zu sehen, Frau Brohm.“
Und Mathilde –
lächelte.
Nicht nur mit den Lippen.
Mit den Augen.
Mit dem Herzen.
An einem Mittwoch im März
setzte sie sich auf eine Parkbank,
Basil lag zu ihren Füßen.
Kinder rannten,
eine Amsel sang.
Ein kleiner Junge blieb stehen,
zeigte auf Basil und fragte:
„Ist das Ihr Hund, Oma?“
Mathilde sah den Jungen an.
Dann sah sie Basil.
Er hob den Kopf,
sah zu ihr hoch.
Und sie sagte zum ersten Mal laut:
„Ja. Das ist mein Hund.“
Der Junge nickte zufrieden
und rannte weiter.
Mathilde lächelte noch,
als sie später nach Hause ging.
Die Sonne stand tief.
Ihr Schatten tanzte neben Basils.
Und sie dachte:
Vielleicht war sie nicht nur wieder draußen –
vielleicht war sie wieder
lebendig.