🐾 Teil 8: Das stille Fest und Gretas letzter Gang
Der nächste Tag ist milchig. Eine Helle, die die Kanten wegnimmt. Maris organisiert, was sie Fest nennen. Kein Fest mit Lärm. Ein Zusammenkommen, das den Hof benennt. Brunnenhof der Nähe, schreibt Struwe auf ein Blatt, das später Metall werden soll. Dietmar hat klappbare Stühle aus dem Keller geholt. Jemand bringt Kuchen vom Bäcker in T3. Jemand anderes heiße Suppe.
Greta ruht, hebt aber den Kopf, wenn Stimmen näher rücken. Kinder malen mit Kreide Pfoten auf den Boden, die eine Spur zum Brunnen legen. Quast trägt kleine Blätter und ordnet sie in einem Kreis, den nur er versteht. Tarn und Quendel machen eine Runde über den Dachfirsten, als zögen sie eine Linie um einen Punkt. Silex stimmt Töne an, die einer Begrüßung ähneln.
Am Nachmittag kommt Dr. Neuffer, ohne Tasche, nur mit dem Körper einer, die weiß, dass Anwesenheit eine Form der Medizin ist. Sie setzt sich auf die Bank. Ihre Schuhe haben Niesel auf dem Leder. Sie sagt wenig. Manchmal erzählt Nichtsprechen von Dingen, für die es Wörter gibt, die man weglässt.
Maris hält die Tasse. Greta trinkt. Sie blinzelt, wenn Licht sich im Wasser bricht. Erwin erzählt von Else und Pfingsten. Die Mieterin aus dem Hinterhaus hat Kekse mitgebracht. Dietmar lehnt an der Hauswand und lässt die Arme hängen, so wie man sie nur hängen lässt, wenn Schultern etwas abgelegt haben.
Als die Sonne hinter den Dachfirst sinkt, wird es kühl. Aylin deckt Greta zu. Man singt nicht, aber jemand summt. Struwe liest die Inschrift, die auf die Bank soll. Für das, was blieb, weil wir blieben. Niemand klatscht. Es ist kein Abend für Applaus.
Greta hebt den Kopf. Sie sieht in die Runde. Der Blick hat etwas Weites, das nicht auf Entfernung beruht. Maris beugt sich vor. Aylin legt eine Hand auf die Schulter. Ilsebeth steht auf, ohne zu wissen warum. Silex sagt einen hellen Ton. Tarn und Quendel landen auf dem Sims. Quast rückt näher.
Greta richtet sich auf und steht. Langsam. Der Atem ist gleichmäßig. Sie macht zwei Schritte zum Brunnen. Sie trinkt. Dann legt sie die Schnauze an den Rand der Tasse. Ein kurzer Laut, kaum hörbar. Maris beugt sich tiefer. Aylin spürt, wie die Luft schwerer wird. Gretas Hinterläufe geben nach. Sie sinkt, nicht wie Fall, eher wie Ruhe, die wollte.
Aylins Hand ist da. Maris spricht ihren Namen. Dr. Neuffer kniet bereits. Ein Blick genügt, um zu wissen, was jetzt gebraucht wird. Nicht Beschleunigung. Nicht Aufhalten. Nähe, Wärme, die Worte erspart. Der Hof ist still. Sehr still.
Ein Windstoß bewegt das rote Tuch am Brunnenrand.
Und in dieser Bewegung liegt eine Grenze.