Der Hund im Zug | Er folgte einem alten Hund in den Wald – was er fand, rührte alle zu Tränen

Teil 7 – Die Nacht mit dem Piepen

Es ist kurz nach zwei Uhr morgens.
Draußen rauscht der Wind durch die Bäume, drückt gegen die Wände der alten Hütte.
Drinnen knackt das Holz im Ofen – und irgendwo piept es leise.

Walter liegt auf der schmalen Liege unter der Fensterbank.
Der Alarm seiner Uhr flackert rot – er hat wieder das Abendessen vergessen.
Zu müde. Zu viel Gedanken. Zu wenig Kraft.

Er versucht, sich aufzusetzen, doch sein Körper gehorcht nicht.
Die Decke ist schwer wie Blei, seine Haut kalt und feucht.
Ein Kribbeln zieht sich durch seinen Rücken. Alles wird enger, dunkler.

Moritz hebt den Kopf.
Er liegt zu Walters Füßen, eingewickelt in eine alte Wolldecke.
Er riecht sofort, dass etwas nicht stimmt.

Mit einem kurzen Winseln springt er auf – trotz seiner Gelenke, trotz der Schmerzen.
Er stupst Walters Gesicht, leckt seine Stirn, bellt einmal, laut und direkt.
Walter öffnet die Augen – halb. Verschwommen. Zitternd.

Moritz rennt zur Kommode, wirft mit der Schnauze die Dose mit den Traubenzuckertabletten herunter.
Sie rollen über den Boden.
Walter tastet danach, greift ins Leere.
Moritz stupst sie näher – schiebt sie mit der Pfote direkt in seine Hand.

Mit letzter Kraft nimmt Walter zwei Tabletten.
Kaum geschluckt, schiebt er sich langsam auf die Seite.
Der Schmerz lässt nach. Langsam. Der Nebel im Kopf lichtet sich.

Eine halbe Stunde vergeht.
Walter liegt da, den Hund an seiner Brust.
Er streichelt das verfilzte Fell. „Du bist ein guter Junge, Moritz. Besser als ich’s je war.“
Draußen wird der Himmel hell.

Am Morgen ruft Walter die Tierärztin an.
„Ich brauch das Futter für Herzpatienten. Und… gibt’s auch was für alte Helden?“
Sie lacht. „Für Moritz? Da finden wir was.“

An diesem Tag schreibt Walter zum ersten Mal seit Jahren in sein Notizbuch.
Er beginnt mit nur einem Satz:
„Ein Hund hat mich zurückgeholt – nicht ins Leben, sondern zu mir selbst.“

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