Der Hund im Zug | Er folgte einem alten Hund in den Wald – was er fand, rührte alle zu Tränen

Drei Tage nach Moritz’ Tod liegt ein stiller Nebel über dem Wald.
Walter steht früh auf, zieht die alte Schirmmütze tief ins Gesicht.
Er hat die Nacht kaum geschlafen – aber nicht aus Trauer. Aus Bewegung. Aus Sinn.

Er geht zur Hütte, jetzt frisch gestrichen, mit bunten Fensterläden und einem neuen Namensschild:
„Bahnhof der Erinnerungen – Eintritt frei, für alle mit Herz.“

Drinnen duftet es nach Tee. Auf dem Tisch liegen Steine, bemalt von Kindern.
Einer zeigt Moritz mit seinem schiefen Ohr.
Ein anderer zeigt einen kleinen Zug, auf dem steht: „Ziel: Zuhause“.

Walter hat einen Schuhkarton vorbereitet.
Darin: die Medaille, ein Foto von Elisabeth, ein Zahn von Moritz, der im Fell hängen geblieben war, und eine seiner alten Fahrkarten von 1972.
Er vergräbt ihn unter der alten Buche neben der Hütte – „Gleis 1“, wie er es nennt.
Dann setzt er sich daneben. Still. Ohne Worte. Und doch voller Sprache.

Die Kinder kommen wieder. Lara bringt ein Buch mit, das sie „Moritz der Mutige“ nennt.
Sie liest es vor, mit feuchten Augen, aber einem Lächeln.
Die Eltern bringen Kuchen – zuckerfrei. Jemand schenkt ihm ein neues Messgerät.
Und der junge Apotheker spendet Tabletten für Diabetiker, „für den Fall, dass jemand wie Sie mal vorbeikommt.“

An einem dieser Sonntage, als Walter gerade mit einem Jungen einen alten Schienenplan zeichnet, bellt es plötzlich.
Kurz. Hell.
Ein junger Hund steht am Rand des Weges. Abgemagert. Schwarzes Fell mit weißen Pfoten.
Niemand kennt ihn.

Er zögert. Dann läuft er langsam auf Walter zu, schnuppert an seiner Jacke.
Walter sieht ihn lange an.
Dann legt er die Hand auf den kleinen Kopf.

„Na, Kleiner“, sagt er leise. „Du suchst wohl auch deinen Zug.“

Er lächelt. Nicht traurig. Nicht alt.
Nur voller Wärme.
Und während der Hund sich an ihn schmiegt, beginnt Walter, eine neue Geschichte zu erzählen.
Für die Kinder. Für Elisabeth. Für Moritz. Und für alle, die noch warten.

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