Er sah aus wie ein Schläger doch sein Einkaufswagen rettete Weihnachten

Er sah aus wie ein Schläger, aber sein Einkaufswagen war voller Plüschtiere und seine leise Antwort brach mir das Herz.

Es war dieser typische, nasskalte Abend in Frankfurt, zwei Tage vor Heiligabend. Draußen peitschte der Wind den Regen gegen die Scheiben des Discounters im Ostend, und drinnen roch es nach Stress, nassem Mantelstoff und billigem Glühwein.

Ich stand in der Schlange an der Kasse drei. Mein Kopf dröhnte. Ich hatte gerade zehn Stunden in einem der gläsernen Bürotürme hinter mir, die wie arrogante Wächter auf die Stadt herabsehen.

Ich war müde, zynisch und wollte einfach nur nach Hause. In meinem Korb lagen eine Flasche teurer Rotwein und Fertig-Lasagne. Ein Festmahl für einen Single, der Weihnachten am liebsten verschlafen würde.

Vor mir stand ein Berg. Ein menschlicher Berg. Ein Mann, vielleicht Ende fünfzig, in einer neongelben Warnweste und einer Arbeitshose, die schon bessere Tage gesehen hatte. Seine Stiefel waren mit getrocknetem Mörtel bedeckt. Er hatte Hände wie Schaufeln und einen Nacken, der verriet, dass er sein Leben lang schwer gehoben hatte. Er sah aus wie jemand, dem man nachts im Bahnhofsviertel lieber nicht begegnen möchte.

Aber es war nicht sein Aussehen, das die Leute in der Schlange tuscheln ließ. Es war sein Einkaufswagen.

Der Wagen quoll über. Er war bis zum Rand gefüllt mit Plüschtieren. Hasen mit Schlappohren, Rentiere mit roten Nasen, flauschige Hunde und Dutzende von Teddybären. Es sah absurd aus. Wie ein knallbunter, weicher Unfall inmitten von Dosenbier und Graubrot.

Die Kassiererin, eine Frau mit müden Augen, seufzte hörbar, als der Mann begann, die Kuscheltiere aufs Band zu legen. Es nahm kein Ende. Das Band summte und stoppte, summte und stoppte.

Die Frau hinter mir schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Na toll“, murmelte sie, laut genug, dass es jeder hören konnte. „Da deckt sich wohl jemand ein, um das Zeug morgen auf dem Flohmarkt am Mainufer teuer zu verscherbeln.“

Ich dachte dasselbe. In Frankfurt macht niemand etwas ohne Profitgedanken. Mainhattan, oder? Jeder ist sich selbst der Nächste. Zeit ist Geld, und dieser Kerl stahl uns gerade beides.

Als der Mann den zwanzigsten Teddy aufs Band legte, konnte ich meine Klappe nicht halten. Meine Neugier – gepaart mit meiner Frankfurter Ungeduld – gewann.

„Sagen Sie mal“, fragte ich, und meine Stimme klang schärfer, als ich wollte. „Haben Sie im Lotto gewonnen oder planen Sie einen Überfall auf einen Spielwarenladen? Wozu braucht ein Mann wie Sie so viele Stofftiere?“

Der Mann drehte sich langsam um. Ich erwartete einen groben Spruch. Ein „Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Dreck“. Stattdessen sah ich in ein Gesicht, das so offen und verlegen war, dass ich sofort einen Schritt zurückwich.

Er hatte tiefe Furchen auf der Stirn und Augen, die unendlich müde, aber seltsam warm waren. Er kratzte sich am Nacken, sein Gesicht rötete sich leicht unter den grauen Stoppeln.

„Nein, kein Lotto“, sagte er mit einer Stimme, die leise und rau war, wie Kies auf Asphalt. Er blickte fast schüchtern auf seine schmutzigen Stiefel. „Wissen Sie… das ist mein Weihnachtsgeld.“

Die Frau hinter mir verstummte mitten im Satz. Auch die Kassiererin hielt inne, einen Plüschhasen noch in der Hand in der Luft.

„Ihr ganzes Weihnachtsgeld?“, fragte ich, verwirrt. „Für Spielzeug?“

Er nickte und legte behutsam, fast zärtlich, einen weiteren Bären aufs Band. Er behandelte das billige Stofftier, als wäre es aus Porzellan.

„Ich arbeite auf dem Bau, drüben im Europaviertel. Wir ziehen die neuen Wohnblocks hoch. Es war ein hartes Jahr, viel Kälte, viel Regen. Aber der Chef hat uns dieses Jahr einen kleinen Bonus gegeben. Und ich… nun ja, ich lege jeden Monat ein paar Euro zur Seite, wenn ich kann. Kein Bier, keine Zigaretten.“

Er lächelte schüchtern, als wäre ihm seine eigene Güte peinlich. „Am 24. Dezember ziehe ich mir den roten Mantel an. Er spannt ein bisschen am Bauch, aber das stört niemanden. Dann fahre ich zur Kinderklinik.“

Er sah mich an, als müsste er sich rechtfertigen. „Die Oberschwester dort kennt mich schon seit Jahren. Wir haben das abgesprochen. Sie warten jedes Jahr am Hintereingang auf mich, damit ich die Hygienevorschriften einhalte und den Betrieb nicht störe. Ich darf dann, ganz leise, durch die Stationen gehen.“

Er nannte keinen Namen, aber wir wussten alle, welche großen Kliniken hier in der Gegend waren. Orte, an denen das Schicksal oft grausam ist, besonders wenn draußen die Lichterketten leuchten.

„Ich gehe zu den Kindern, die nicht nach Hause dürfen“, fuhr er fort, und seine Augen begannen feucht zu glänzen. „Zu denen, die an Schläuchen hängen und deren Eltern vor Erschöpfung auf den unbequemen Stühlen im Gang eingeschlafen sind. Und jedes Kind bekommt einen Freund.“

Er strich einem Plüschhund über den Kopf. „Wissen Sie, junger Mann“, sagte er und sah mir direkt in die Augen. „Ich habe keine Familie mehr. Meine Frau ist vor zehn Jahren gestorben. Mein Sohn… er war auch mal in so einem Krankenhaus. Er hat es nicht geschafft.“

Es wurde totenstill im Supermarkt. Das aggressive Piepen der Kasse war das einzige Geräusch, aber es klang plötzlich nicht mehr nervig, sondern wie ein Herzschlag, der uns alle verband. Der Regen draußen war vergessen. Die arroganten Bankentürme waren vergessen.

„Als mein Junge damals dort lag“, flüsterte er, „hat ihm ein Fremder einen kleinen Stoffbären geschenkt. Er hat ihn im Arm gehalten, als er einschlief. Für immer. Dieser Bär… er hat ihm die Angst genommen, als ich es nicht mehr konnte.“

Er schluckte schwer, ein Kloß in seinem Hals, der auch meinen zuschnürte. „Ich habe mir geschworen: Solange ich noch arbeiten kann, solange ich noch Kisten schleppen und Beton mischen kann, wird kein Kind an Weihnachten in diesem Krankenhaus ohne einen Freund sein. Das ist alles, was ich tun kann. Das ist mein Weihnachten.“

Ich fühlte eine Hitze in meinem Gesicht. Ich schämte mich. Ich schämte mich so sehr für meine Ungeduld, für meinen Zynismus, für meinen teuren Wein und mein egoistisches Selbstmitleid.

Vor mir stand ein Mann, der den ganzen Tag im Dreck und in der Kälte arbeitete, der wahrscheinlich jeden Euro zweimal umdrehen musste, und er gab alles. Nicht einen Teil. Alles. Er kaufte keine Wärme für sich selbst, er kaufte sie für fremde Kinder.

Die Kassiererin schniefte leise. Sie wischte sich über die Augen und tippte die Endsumme ein. „Das macht 412 Euro und 50 Cent“, sagte sie mit belegter Stimme.

Der Mann zückte ein altes, abgegriffenes Lederportemonnaie. Seine rauen, rissigen Finger zählten die Scheine. Er zählte langsam. Dann noch einmal. Seine Schultern sanken herab, wie bei einem Kind, das etwas kaputt gemacht hat. „Oh“, murmelte er. „Ich… ich glaube, ich habe mich verrechnet. Ich habe nur 390.“

Er sah panisch auf die letzten drei Bären und zwei Hasen, die noch auf dem Band lagen. Er wollte sie zurückschieben. „Tut mir leid, die müssen hierbleiben. Ich… ich habe mich verrechnet. Das Benzin für die Fahrt muss ja auch noch reichen.“

„Lassen Sie das“, sagte ich. Ich schob mich an ihm vorbei. Meine Hand zitterte leicht, als ich meine Karte auf das Lesegerät legte. „Lassen Sie die Bären da. Und packen Sie noch die ganze Kiste Schokoriegel dort an der Kasse dazu. Für die Krankenschwestern.“

Er sah mich an, als hätte ich gerade ein Wunder vollbracht, dabei war es nur Plastikgeld. „Aber… warum?“

„Weil Sie recht haben“, sagte ich, und meine Stimme war fester, als ich mich fühlte. „Das ist der Geist von Weihnachten. Und ich möchte ein ganz kleiner Teil davon sein. Bitte.“

Die Frau hinter mir, die eben noch über den Trödelmarkt gemeckert hatte, wühlte hektisch in ihrer Tasche. Sie legte einen 50-Euro-Schein auf das Band, direkt neben seine rissigen Hände.

„Für das Benzin“, sagte sie schroff, um ihre Rührung zu verbergen. „Und kaufen Sie sich nochmal ein ordentliches Abendessen, bevor Sie morgen den Helden spielen.“

Der Mann im Arbeitsanzug sah uns an. Er stand da, unter dem grellen, unbarmherzigen Neonlicht eines Frankfurter Discounters, zwischen Sonderangeboten und Hektik.

Aber in diesem Moment sah er nicht mehr aus wie ein einfacher Arbeiter. Er sah größer aus als jeder CEO in den Türmen da draußen. Er weinte nicht, aber seine Augen strahlten eine Würde aus, die man für kein Geld der Welt kaufen kann.

„Danke“, sagte er nur. Er nahm meine Hand mit seiner schwieligen Pranke und drückte sie fest. Es war der ehrlichste Händedruck meines Lebens. Rau, fest und warm.

Wir halfen ihm alle, die Tiere in riesige blaue Säcke zu packen. Er warf sich den einen Sack über die Schulter wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich und schob den anderen im Wagen hinaus in den Regen.

Ich sah ihm durch die automatische Glastür nach. Der Regen hatte sich in Schnee verwandelt. Die Flocken tanzten um ihn herum, während er seine kostbare Fracht zu einem alten, verbeulten Kombi schob.

Ich ging ohne meinen Wein nach Hause. Ich hatte ihn an der Kasse stehen lassen. Ich brauchte ihn nicht mehr, um mich warm zu fühlen.

Wir jagen das ganze Jahr dem Erfolg hinterher, wir stressen uns für Geschenke, die niemand braucht, und vergessen dabei das Wichtigste: Der wahre Reichtum liegt nicht auf unseren Bankkonten. Er liegt in den Händen eines Mannes, der sein ganzes Jahresgehalt gegen Plüschtiere tauscht, nur um ein fremdes Kind lächeln zu sehen.

Seien wir dieses Jahr ein bisschen mehr wie er.

Reich ist nicht, wer viel hat, sondern wer viel gibt.

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