Hier klingt nichts perfekt, aber alles echt: Später Trotz, Musik und Gemeinschaft

Sebastian nickte langsam. „Und ich habe eine Option auf das Vorkaufsrecht verhandelt. Nicht billig. Aber es verschafft euch Zeit.“

Ich sah ihn an. Auf einmal wirkte er nicht mehr wie ein Anwalt, der Probleme löst, sondern wie ein Sohn, der eine Tür zuhält, bis die Mutter angekommen ist.

Am Tag der Begehung kam eine Frau mit Klemmbrett. Sie trug feste Schuhe und den Blick von Menschen, die gewohnt sind, dass man ihnen etwas verheimlicht. Gerd zeigte ihr Pläne und neues Material. Jan führte sie durch die Regale, erklärte Fluchtwege. Ich stand an der Kasse und legte die Kassette bereit.

Am Ende fragte sie: „Warum dieser Aufwand für alte Technik?“

Ich drückte auf Play. Heinrichs Stimme füllte den Raum, warm, unaufgeregt. „Pause, Kaffee, weitermachen.“

Die Frau hörte bis zum Ende. Dann machte sie ein Kreuz bei „erfüllt“ und sagte: „Manche Dinge sind alt, weil sie gut sind. Nicht, weil sie vergessen wurden.“

Sie verließ den Laden. Die Tür fiel zu wie ein Taktstrich.

Wir standen da, drei Erwachsene und ein Elektriker, und mussten plötzlich lachen. Nicht laut. Erleichtert. Auf der Straße blieben zwei Jugendliche stehen und sahen durch die Scheibe. Ich winkte sie herein.

„Heute Abend“, sagte ich, „machen wir etwas, das ich gelernt habe, als ich dachte, ich sei fertig mit allem: Wir hören weiter.“

„Was läuft?“, fragte einer.

Ich hob die Kassette. „Ein Tape. Jemand hat es uns geschickt. Es ist rau und echt und zu leise für das Internet. Perfekt für hier.“

Der Abend war voll. Nicht wie ein Konzert. Wie eine Küche. Menschen lehnten an Regalen, saßen auf dem Boden, teilten Kekse und Geschichten. Einer brachte eine alte Mundharmonika, eine andere summte eine Melodie, die niemand kannte und alle verstanden.

Sebastian stand neben mir. „Mama“, flüsterte er, „ich dachte immer, ich müsste dich schützen. Aber vielleicht schützt mich das hier gerade.“

„Vor was?“

„Vor der Sorte Stille, die man mit Arbeit nicht füllen kann.“

Als die Lichter ausgingen, ließ ich das Tape noch einmal laufen. Heinrich sagte seinen Satz, und ich sagte meinen dazu: „Ich bin nicht fertig.“

Ob der Eigentümer verkaufen wird? Vielleicht. Ob wir genug Geld haben? Noch nicht.

Aber wir haben eine neue Sicherung, einen Chor, einen Elektriker, einen Sohn, der zuhört, und eine Stadt, die leise singen kann.

Und morgen, wenn ich die Tür aufschließe und der erste Kunde hereinkommt, werde ich wieder Kaffee kochen und sagen: „Willkommen. Hier klingt nichts perfekt. Aber alles echt.“

Das ist Teil zwei. Der Rest ist unsere Zugabe.

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