Wenn dein Hund dir übers Gesicht leckt, denkst du vielleicht: “Na toll, ich bin sein Salzlecker!” Aber hinter diesem Verhalten steckt oft viel mehr als nur Zuneigung oder Geschmack.
In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam an, warum Hunde Menschen ablecken – und was das über euren Alltag, eure Beziehung und auch die Gesundheit deines Vierbeiners aussagen kann.
Warum lecken Hunde überhaupt Menschen ab?
Zuneigung zeigen – ein “Küsschen” auf Hundisch
Viele Hundehalter sehen das Lecken als Zeichen der Liebe. Und ja – das ist oft so.
Hunde lecken sich gegenseitig in freier Wildbahn, vor allem im Rudel. Welpen lecken zum Beispiel die Mäuler der Mutter, um Futterreste zu bekommen – aber auch, um Nähe zu suchen.
Wenn dein Hund dir also die Hand oder das Gesicht leckt, sagt er damit: „Du gehörst zu meinem Rudel.“
Das ist sozusagen seine Art, dir zu sagen: „Ich mag dich.“
Unterwürfigkeit und Respekt
Gerade bei eher vorsichtigen oder sensiblen Hunden ist das Lecken manchmal auch ein Zeichen von Unterwerfung.
Sie wollen dir zeigen, dass sie dich als “Anführer” akzeptieren – so wie ein jüngerer Hund den älteren Hund lecken würde, um sich unterzuordnen.
Das klingt erstmal dramatisch, ist aber ein ganz normales Verhalten in der Hundewelt.
Stressabbau und Beruhigung
Nicht immer ist das Lecken süß gemeint.
Einige Hunde lecken, wenn sie aufgeregt oder unsicher sind. Das kann zum Beispiel passieren, wenn Besuch kommt, wenn sie sich unwohl fühlen – oder wenn sie nicht genau wissen, was du von ihnen willst.
In dem Fall ist das Lecken so etwas wie ein menschliches Fingernägelkauen. Es hilft ihnen, Stress abzubauen.
Wenn dein Hund also dauernd an dir leckt, könnte das ein Zeichen sein, dass er nervös oder überfordert ist.

Ist das Lecken gesund – oder ein Problem?
Hunde haben nicht automatisch eine “saubere Schnauze”
Es gibt diesen Mythos, dass ein Hundemaul sauberer ist als ein Menschenmund. Das ist so nicht ganz richtig.
Zwar haben Hunde ein anderes Bakterienmilieu, aber sie schlecken sich auch an Stellen, über die man lieber nicht nachdenken will – und danach vielleicht an deinem Gesicht.
Wichtig zu wissen:
Für gesunde Erwachsene ist das meist harmlos. Für kleine Kinder, ältere Menschen oder immungeschwächte Personen kann es aber ein Risiko sein – zum Beispiel bei offenen Wunden.
Wann du aufpassen solltest
Wenn dein Hund plötzlich extrem viel leckt – nicht nur dich, sondern auch Möbel, Teppiche oder sich selbst – kann das ein Warnzeichen sein.
Mögliche Ursachen:
- Langeweile oder Unterforderung
- Unverträglichkeiten oder Magenprobleme
- Zwangsverhalten
- Zahnschmerzen oder Entzündungen
Wenn du unsicher bist, sprich lieber einmal zu viel mit deinem Tierarzt als zu wenig.
Unterschiede beim Lecken – was will dein Hund dir sagen?
Lecken am Gesicht
Ein Klassiker – und für viele die intimste Form.
Das machen Hunde meist, wenn sie dir besonders nahestehen. Es ist wie ein inniger Gruß.
Aber Achtung: Manche Hunde können dabei übergriffig werden. Wenn du das nicht magst, darfst du ruhig klare Grenzen setzen.
Lecken an Händen oder Armen
Hier spielt oft der Salzgeschmack eine Rolle – gerade wenn du geschwitzt hast.
Aber auch hier steckt häufig Zuneigung oder die Hoffnung auf Aufmerksamkeit dahinter.
Lecken an Füßen
Ja, klingt komisch – aber viele Hunde lieben das.
Warum? Deine Füße riechen für sie besonders “nach dir”. Und Hunde lieben diesen vertrauten Geruch.
Darf ich das zulassen – oder sollte ich es meinem Hund abgewöhnen?
Erstmal: Es ist kein „Fehlverhalten“
Wenn dein Hund dich ableckt, macht er das nicht aus Trotz oder weil er „nerven“ will. Es ist ein normales Verhalten – so wie ein Mensch vielleicht den Arm um jemanden legt.
Aber: Es ist absolut okay, wenn du das nicht magst.
Grenzen setzen – liebevoll, aber konsequent
Wenn dir das Lecken unangenehm ist:
- Zieh deine Hand ruhig weg.
- Sag ruhig „Nein“ oder „Stopp“.
- Biete ihm eine Alternative – z. B. ein Spielzeug oder ein Lob für ruhiges Verhalten.
Wichtig: Straf ihn nicht dafür. Er meint es ja nicht böse.
Zeig ihm einfach, was du willst – Hunde sind da oft sehr feinfühlig.
Wenn dein Hund dich nachts ableckt – Zufall oder Zeichen?
Du liegst schon halb im Tiefschlaf – und plötzlich spürst du eine feuchte Zunge an deinem Arm oder Fuß.
Viele Hundebesitzer berichten davon, dass ihr Vierbeiner sie nachts ableckt, manchmal sogar regelmäßig.
Aber warum?
Nähe und Sicherheit im Dunkeln
Nachts ist es ruhig, manchmal unheimlich – und Hunde sind Rudeltiere. Sie wollen Nähe.
Wenn dein Hund nachts zu dir kommt, dich leckt und sich dann hinlegt, ist das oft ein Zeichen dafür, dass er sich bei dir sicher fühlt – oder dich in Sicherheit wiegen will.
Es kann sein, dass er sich nur rückversichern möchte:
„Bist du noch da? Geht’s dir gut?“
Unruhe oder gesundheitliches Problem
Anders sieht es aus, wenn das Lecken sehr intensiv oder nervös wirkt – und du merkst, dass dein Hund nicht zur Ruhe kommt.
Dann kann es sein, dass er:
- Schmerzen hat
- sich unwohl fühlt
- oder nachts Geräusche hört, die ihm Angst machen
In solchen Fällen lohnt sich ein Blick auf sein Verhalten tagsüber.
Wenn auch da etwas „nicht ganz rund“ läuft, geh lieber zum Tierarzt.
Lecken beim Tierarzt oder in Stresssituationen
Viele Hunde fangen an zu lecken, wenn sie beim Tierarzt auf dem Tisch stehen, im Auto sitzen oder fremden Menschen begegnen.
Aber nicht, weil sie plötzlich Zuneigung für den Doktor entwickelt haben – sondern weil sie überfordert sind.
Lecken hilft Hunden, Anspannung abzubauen.
So wie wir Menschen nervös mit dem Fuß wippen oder am Pulli zupfen.
Das nennt man in der Fachsprache ein sogenanntes „Beschwichtigungssignal“.
Andere solcher Signale sind z. B.:
- Gähnen
- sich abwenden
- langsames Blinzeln
- Pfotenheben
Wenn dein Hund in solchen Momenten leckt, ist das also eher ein stiller Hilferuf:
„Ich weiß nicht, was hier gerade los ist – bitte tu mir nichts.“
Hygiene-Tipps für Hundeliebhaber: So geht’s sicher
So sehr wir unsere Hunde lieben – wir teilen mit ihnen eben nicht nur Sofa und Gefühle, sondern manchmal auch Bakterien.
Das muss kein Problem sein – aber ein paar Dinge solltest du beachten:
1. Lecken im Gesicht? Lieber vermeiden bei Kindern & Senioren
Wenn ein Hund kleine Kinder oder ältere Menschen im Gesicht ableckt, kann das kritisch sein – besonders, wenn:
- Wunden oder Ekzeme vorhanden sind
- das Immunsystem geschwächt ist
- oder man bestimmte Medikamente nimmt (z. B. Kortison)
Besser: Lecken an Hand oder Bein zulassen – oder ganz freundlich Grenzen setzen.
2. Nach dem Lecken: Hände waschen nicht vergessen
Vor dem Essen oder Schlafengehen ist es sinnvoll, sich kurz die Hände zu waschen – vor allem, wenn der Hund vorher draußen war oder Müll inspiziert hat.
3. Maulhygiene beim Hund nicht unterschätzen
Viele denken nicht daran, aber auch Hunde brauchen Zahnpflege.
Mundgeruch, Zahnstein oder Zahnfleischentzündungen führen nicht nur zu Schmerzen – sondern können auch beim Lecken Keime übertragen.
Daher:
- regelmäßig Zähne checken lassen
- Kauknochen oder Zahnpflege-Sticks anbieten
- evtl. sogar Zahnpasta für Hunde verwenden
Wann ist das Lecken nicht mehr normal?
Manchmal kann das Lecken auch ein Hinweis auf ein tieferes Problem sein – körperlich oder seelisch.
Achte auf diese Warnzeichen:
1. Dauerlecken – rund um die Uhr
Wenn dein Hund ständig leckt – egal ob dich, sich selbst, Möbel oder Teppiche – könnte das ein Zeichen für:
- Langeweile
- Magenschmerzen
- Allergien
- Hautprobleme
- oder Zwangsverhalten sein
Hier hilft meist nur der Gang zum Tierarzt oder Hundeverhaltenstherapeuten.
2. Verletzungen durch Lecken
Manche Hunde lecken so lange an einer Stelle (z. B. an der Pfote), dass es zu offenen Stellen oder sogenannten „Leckgranulomen“ kommt. Das tut weh – und muss behandelt werden.
3. Lecken begleitet von anderen Auffälligkeiten
Wenn zusätzlich Appetitlosigkeit, Unruhe oder Aggression auftreten, steckt oft mehr dahinter als eine harmlose Angewohnheit.
Fazit: Lecken ist Sprache – lerne sie zu verstehen
Wenn dein Hund dich ableckt, will er dir oft etwas sagen.
Manchmal: „Ich hab dich lieb.“
Manchmal: „Mir ist langweilig.“
Und manchmal auch: „Ich hab Angst.“
Es lohnt sich, genau hinzuschauen.
Du musst nicht alles zulassen – aber du kannst lernen, zwischen Kuscheln und Kummer zu unterscheiden.
So wird aus einer feuchten Hundezunge vielleicht ein echter Schlüssel zu mehr Verständnis.
💬 FAQ: Häufige Fragen zum Thema „Hund leckt Mensch ab“
1. Warum leckt mein Hund ständig meine Füße ab?
Deine Füße riechen besonders stark nach dir – das mögen viele Hunde.
Gleichzeitig ist dort oft Schweiß, was salzig schmeckt. Wenn es dir unangenehm ist, zieh die Füße weg und biete ihm z. B. ein Spielzeug an.
2. Ist das Lecken im Gesicht gefährlich für Kinder?
Ja, in manchen Fällen.
Kinder haben ein empfindlicheres Immunsystem. Wenn Wunden oder Hautprobleme vorhanden sind, solltest du das Lecken im Gesicht lieber vermeiden.
3. Kann Lecken ein Zeichen von Krankheit sein?
Ja.
Wenn dein Hund dich oder sich selbst übermäßig leckt, kann das auf Schmerzen, Allergien oder Stress hindeuten. Am besten: beim Tierarzt abklären lassen.
4. Wie gewöhne ich meinem Hund das Lecken ab?
Mit Geduld.
Ignoriere das Verhalten, zieh dich sanft zurück oder sage ruhig „Nein“.
Belohne ihn, wenn er ruhig bleibt.
Wichtig: Kein Schimpfen – das versteht er falsch.