Licht am Kanal | Der Mann am Kanal und sein treuer Hund: Eine Geschichte von Hoffnung und Mut

🐾 Teil 8: Das Licht, das bleibt

Der Sommer war in Mannheim angekommen. Die Tage wurden länger, die Luft wärmer, und die Stadt schien in einem sanften Glanz zu erstrahlen. Gustav genoss die Wärme auf seiner Haut, das Lachen der Menschen auf den Straßen und das Spiel von Licht und Schatten am Kanalufer.

Seine kleine Wohnung war längst mehr als nur ein Ort zum Schlafen. Sie war ein Zuhause geworden, gefüllt mit Erinnerungen, Hoffnungen und dem leisen Atem von Bruno, der jeden Winkel kannte. Die Nähe zu Miriam hatte eine neue Tiefe bekommen. Sie sprachen oft miteinander, teilten Sorgen und Freuden, und bauten langsam eine Beziehung auf, die älter war als die Jahre, die sie getrennt verbracht hatten.

An einem Nachmittag kam Sabine zu Besuch. Sie brachte Neuigkeiten mit, die Gustav überraschten und gleichzeitig Freude bereiteten. „Es gibt ein Kunstprojekt“, sagte sie. „Wir wollen Geschichten von Menschen aus der Stadt sammeln, sie in Bildern und Worten erzählen. Deine Geschichte wäre wichtig.“

Gustav dachte einen Moment nach. Er war kein Mann der großen Worte, aber die Idee, seine Erlebnisse mit anderen zu teilen, reizte ihn. Vielleicht konnte er so nicht nur sich selbst, sondern auch anderen helfen.

In den folgenden Wochen begann er, gemeinsam mit anderen Teilnehmern an dem Projekt zu arbeiten. Sie trafen sich in einem kleinen Atelier, malten, schrieben und erzählten. Gustav fand in der Gemeinschaft eine neue Kraftquelle.

Manchmal saß er am Kanal und dachte an die Zeit, als er dort allein war. Das eisige Wasser, das knirschende Eis, die Dunkelheit, die ihn umgab. Doch jetzt war alles anders. Das Licht hatte einen festen Platz in seinem Leben gefunden.

Eines Abends, als die Sonne langsam hinter den Fabrikschornsteinen verschwand, saß Gustav auf der Veranda und beobachtete, wie die Stadt zur Ruhe kam. Miriam kam dazu, brachte zwei Tassen Tee und setzte sich neben ihn. Bruno legte sich zu ihren Füßen.

„Weißt du, Papa“, sagte Miriam leise, „deine Geschichte hat viele berührt. Es zeigt, dass es nie zu spät ist, einen Weg zurück zu finden.“

Gustav lächelte. „Vielleicht ist das Licht, das wir suchen, immer da gewesen. Wir müssen nur lernen, es zu sehen.“

Die Stadt um sie herum atmete Frieden aus. Menschen kamen und gingen, ihre Geschichten verbanden sich miteinander, wie die Wellen am Kanal, die nie stillstanden.

Bruno blickte zu Gustav auf, seine Augen funkelten. Es war das stille Versprechen, das sie sich immer gegeben hatten: zusammen durch die Dunkelheit zu gehen und das Licht zu finden, das bleibt.

Manchmal ist das Licht nicht das, was wir erwarten, sondern das, was wir selbst entzünden.

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