Wer einen Hund hat, kennt die Situation:
Man läuft entspannt durch den Park – und schon von weitem spannt sich die Leine, weil ein anderer Hund kommt.
Manche bellen, manche zerren, manche legen sich flach auf den Boden.
Egal ob aus Freude, Unsicherheit oder Revierdenken – es kann schnell anstrengend werden.
Ich zeige dir, wie du deinem Hund ruhig und freundlich beibringst, andere Hunde einfach links liegen zu lassen.
Ohne Stress, ohne Schimpfen – dafür mit Geduld und klarer Kommunikation.
Warum ignorieren oft schwerfällt
Hunde sind neugierig
Für Hunde sind andere Hunde wie für uns neue Menschen: spannend, interessant, oft auch ein bisschen aufregend.
Gerüche, Körpersprache, Bewegungen – das alles ist wie ein kleines Feuerwerk in der Hundenase.
Alte Gewohnheiten sitzen tief
Hat ein Hund schon oft die Erfahrung gemacht, dass er zu jedem Artgenossen hin darf, wird es zur festen Erwartung.
Plötzlich soll er das nicht mehr? Das muss er erst lernen.
Emotionen spielen mit
Manche Hunde sind unsicher, manche eher selbstbewusst.
Unsicherheit kann in Bellen umschlagen, Selbstbewusstsein in aufdringliches Verhalten.
In beiden Fällen fehlt die innere Ruhe.
Die Basis: Beziehung und Aufmerksamkeit
Bevor wir überhaupt ans Training mit anderen Hunden denken, muss die Bindung stimmen.
Ein Hund, der auf dich achtet, lässt sich leichter lenken.
Blickkontakt ist Gold wert
Fang zuhause an:
- Ruf seinen Namen.
- Sobald er dich anschaut, gibt’s Lob oder ein kleines Leckerchen.
- Wiederhole das regelmäßig, bis er fast automatisch hinschaut.
Das ist wie ein Schalter: Blick zu dir = Fokus weg vom Auslöser.
Ruhiges Gehen üben
Wenn dein Hund dich an lockerer Leine begleitet, ohne ständig nach vorne zu ziehen, habt ihr schon die halbe Miete.
Denn wer an lockerer Leine läuft, ist meist auch mental entspannter.
Training in kleinen Schritten
Abstand ist dein Freund
Starte an einem Ort, wo ihr genug Distanz zu anderen Hunden habt.
Dein Ziel: Der Hund nimmt den anderen wahr, bleibt aber ansprechbar.
Je entspannter er ist, desto kleiner darf der Abstand werden.
Markieren von richtigem Verhalten
Sobald dein Hund den anderen sieht und nicht in die Leine springt, belohne ihn.
Das kann Lob sein, ein Leckerli oder ein kurzes Spiel.
So merkt er: Ruhig bleiben lohnt sich.
Die richtige Belohnung finden
Jeder Hund hat seine „Währung“.
Für den einen ist es ein Stück Käse, für den anderen ein kurzes Zerrspiel.
Finde heraus, was für deinen Hund wirklich attraktiv ist – und heb dir das fürs Training auf.
Typische Fehler vermeiden
Zu schnell zu nah
Viele wollen zu schnell Fortschritte sehen.
Aber wenn der Hund noch hibbelig ist und man trotzdem näher geht, platzt die Geduld.
Strafen statt leiten
Ein Ruck an der Leine oder Schimpfen sorgt oft nur für mehr Anspannung.
Besser: ruhiges Umlenken und klare Signale.
Inkonsequenz
Mal darf er hin, mal nicht – das verwirrt.
Klare Regeln helfen dem Hund, sich zurechtzufinden.
Die Körpersprache lesen lernen
Wer die Zeichen früh erkennt, kann besser eingreifen.
Achte auf:
- Fixieren mit den Augen
- Starre Körperhaltung
- Anspannung im Nackenbereich
- Leichtes Winseln oder Knurren
Sobald du das bemerkst, hol dir den Blickkontakt zurück und lenke um.
Übungsorte bewusst wählen
Für Anfänger sind ruhige Wege besser als der belebte Hundepark.
Such dir Orte, wo ihr anderen Hunden zwar begegnet, aber nicht in Massen.
Beispiele:
- Feldwege
- Weite Parkflächen
- Ruhige Wohnstraßen
So kannst du den Schwierigkeitsgrad kontrollieren.
Ruhige Energie übertragen
Hunde spüren, wie wir uns fühlen.
Bist du angespannt, überträgt sich das.
Atme tief durch, halte die Schultern locker, geh in normalem Tempo.
Ein Tipp: Summen oder leise pfeifen beim Vorbeigehen – das entspannt dich und signalisiert dem Hund, dass alles okay ist.
Die „Weiter“-Übung
Ein einfaches, aber wirksames Signal ist „Weiter“.
So geht’s:
- Sag „Weiter“ und geh selbstbestimmt in eine Richtung.
- Belohne, sobald der Hund mitgeht, ohne sich umzudrehen.
- Erst ohne andere Hunde üben, dann in größerer Nähe zu Artgenossen.
Mit der Zeit wird „Weiter“ zum sicheren Befehl, der euch elegant aus vielen Situationen bringt.
Leinenführung in der Praxis
Eine gute Leinenführung gibt Sicherheit.
Das heißt nicht, dass der Hund militärisch neben dir läuft – aber er sollte wissen, wo sein Platz ist.
Kurze, klare Korrekturen mit der Leine, gefolgt von Lob, helfen ihm zu verstehen, was du willst.
Kein ständiges Ziehen oder zerren – sonst wird es ein Machtkampf.
Hundebegegnungen inszenieren
Frag befreundete Hundehalter, ob ihr gezielt üben könnt.
So kannst du steuern:
- Abstand
- Dauer der Begegnung
- Verhalten des anderen Hundes
Das ist wie ein sicherer Probelauf für den Ernstfall.
Variieren, aber nicht überfordern
Mal übt ihr mit einem ruhigen Hund, mal mit einem temperamentvollen.
Aber steigere die Schwierigkeit langsam – sonst kommt Frust auf beiden Seiten.
Futter als Ablenkung – ja oder nein?
Manche Hunde lassen sich gut mit Futter umleiten.
Andere werden noch aufgeregter.
Probier’s aus – aber achte darauf, dass Futter nicht zur Dauerlösung wird, sondern nur als Unterstützung dient.
Wichtig: Geduld haben
Manche Hunde brauchen Wochen, andere Monate.
Das ist normal.
Jeder Hund hat sein eigenes Tempo.
Wenn du drangeblieben bist, kommt der Moment, an dem er einfach an einem anderen Hund vorbeigeht – und du merkst: Es hat sich gelohnt.
Begegnungen ohne Leine sicher gestalten
Nicht jede Situation kann man vorhersehen.
Es gibt Hunde, die plötzlich um die Ecke kommen – und nicht angeleint sind.
Das ist für viele Hunde (und Halter) eine echte Herausforderung.
Hier helfen zwei Dinge:
- Ruhig bleiben – dein Hund orientiert sich an dir.
- Klares Signal geben – z. B. „Hier“ oder „Fuß“, gefolgt von einer Belohnung, sobald er sich an dich hält.
So lernt er, dass er bei dir Sicherheit findet – und nicht auf eigene Faust reagieren muss.
Signale verlässlich machen
Ein Signal funktioniert nur, wenn es auch unter Ablenkung sitzt.
Übe jedes Kommando zuerst in ruhiger Umgebung, dann langsam mit mehr Reizen.
Beispiele:
- „Schau“ (Blickkontakt herstellen)
- „Fuß“ (Position neben dir halten)
- „Weiter“ (Situation hinter sich lassen)
Je klarer und konsequenter du bist, desto leichter versteht dein Hund, was du von ihm willst.
Wenn der Hund schon hochfährt
Manchmal ist es zu spät – er hat den anderen schon fixiert oder bellt.
In dem Moment bringt es wenig, ihn zu überreden.
Was du tun kannst:
- Körper dazwischenstellen – so blockst du Sicht und Energie.
- Bogen laufen – statt frontal vorbei, macht ihr einen Halbkreis.
- Stimme ruhig, aber bestimmt einsetzen – kein Schreien, kein Zerren.
So kommst du aus der Situation, ohne dass es eskaliert.
Anspannung abbauen
Je mehr Energie ein Hund angestaut hat, desto schneller reagiert er auf Reize.
Regelmäßige Bewegung, Nasenarbeit oder Suchspiele helfen, ihn geistig auszulasten.
Ein müder Hund ist oft auch ein gelassenerer Hund.
Den Hund sozial einschätzen
Manche Hunde sind von Natur aus gelassener, andere eher impulsiv.
Es lohnt sich, das Temperament deines Hundes realistisch einzuschätzen.
Frage dich:
- Ist er eher neugierig oder unsicher?
- Reagiert er schnell auf Bewegungen?
- Kann er sich nach Aufregung rasch wieder beruhigen?
Diese Antworten helfen dir, das Training anzupassen.
Training auch ohne echte Hunde
Nicht immer hat man passende Begegnungen „auf Abruf“.
Deshalb lohnt es sich, mit Reizen zu üben, die Hunde nur nachahmen:
- Hundegeräusche vom Handy abspielen
- Hundestofftiere aufstellen
- Videos von Hundebegegnungen anschauen
So kannst du Situationen nachstellen, ohne echten Stress.
Das Umfeld mit einbeziehen
Wenn du regelmäßig an denselben Orten spazieren gehst, kennen dich die meisten Hundehalter bald.
Sprich sie an, erkläre kurz, dass ihr trainiert.
Oft sind andere gerne bereit, euch Raum zu geben oder gezielt zu helfen.
Der „neutral bleibende“ Hund
Falls möglich, übe mit einem souveränen, ruhigen Hund als Trainingspartner.
Viele aufgeregte Hunde lernen am besten von Artgenossen, die einfach nichts tun – und damit zeigen, dass keine Aufregung nötig ist.
Konsequent im Alltag bleiben
Das Training funktioniert nur, wenn du es nicht nur im Park, sondern überall anwendest.
Auch vor dem Bäcker, an der Bushaltestelle oder beim Tierarzt gelten dieselben Regeln.
So wird aus einer Übung eine feste Gewohnheit.
Fortschritte erkennen
Es lohnt sich, bewusst auf kleine Erfolge zu achten.
Vielleicht hat dein Hund heute nur einmal kurz geschaut statt gezogen.
Oder er hat beim zweiten Hund schon gelassen reagiert.
Diese Momente sind ein Zeichen, dass ihr auf dem richtigen Weg seid.
Wenn es nicht klappt – wann Hilfe holen?
Manche Hunde reagieren sehr stark auf Artgenossen.
Wenn du merkst, dass du nicht weiterkommst, hol dir Unterstützung von einem erfahrenen Hundetrainer.
Wichtig: Achte darauf, dass er mit gewaltfreien Methoden arbeitet und euch individuell begleitet.
Fazit
Einem Hund beizubringen, andere Hunde zu ignorieren, braucht Geduld und Klarheit.
Es geht nicht darum, ihn „abzuschalten“, sondern ihm zu zeigen, dass nicht jede Begegnung wichtig ist.
Mit der richtigen Mischung aus Distanz, klaren Signalen und ruhiger Führung wird er lernen, gelassen zu bleiben – egal, wer euch entgegenkommt.
Praktischer Tipp für den Alltag
Halte beim Spaziergang immer eine Handvoll besonders guter Leckerchen bereit, die es nur in diesen Situationen gibt.
So wird jede ruhige Begegnung zu einem kleinen Jackpot – und dein Hund merkt: Entspannt bleiben lohnt sich immer.
FAQ – Häufige Fragen
1. Sollte mein Hund gar nicht mehr mit anderen Hunden spielen?
Doch, soziale Kontakte sind wichtig.
Aber es sollte kontrolliert passieren – mit passenden Hunden und in ruhiger Umgebung, nicht mitten auf dem Gehweg.
2. Was tun, wenn ein fremder Hund auf uns zustürmt?
Stell dich zwischen deinen Hund und den Fremden.
Sprich den anderen Hund ruhig, aber bestimmt an und bewege dich weiter.
Falls nötig, geh einen Bogen.
3. Kann man auch ältere Hunde noch umtrainieren?
Ja, auch ältere Hunde können lernen, gelassen an anderen vorbei zu gehen.
Es dauert manchmal etwas länger, aber Geduld zahlt sich aus.
4. Was, wenn mein Hund beim Vorbeigehen ständig bellt?
Versuche, die Distanz zu vergrößern, bis er ruhiger wird.
Belohne jedes ruhige Verhalten und arbeite dich Schritt für Schritt näher heran.