Eine Weile passierte nichts. Nur das leise Klatschen des Wassers am Ufer, das Rascheln der Bäume.
Dann, ganz sanft, hörte ich auf, Buddys Brust sich heben und senken zu spüren.
Ich blieb sitzen. Minuten, vielleicht Stunden.
Irgendwann legte ich die Hand auf seinen Kopf.
„Schon gut, alter Freund“, flüsterte ich. „Du hast deine Aufgabe erfüllt.“
Der Tierarzt nahm ihn später ruhig und respektvoll entgegen.
Im Dorf sprach sich schnell herum, dass Buddy nicht mehr lebt. Frau Klee stellte noch am selben Tag eine kleine Schale mit Blumen vor meine Tür. In der Schule hing ein Bild von Buddy an der Wand der dritten Klasse – darunter stand in ungelenker Kinderschrift: „Freundschaft hört nicht auf, nur weil einer nicht mehr da ist.“
Ein paar Wochen war die Wohnung wieder still.
Die Wolldecke lag zusammengefaltet auf dem Sessel. Ich setzte mich abends hin, legte manchmal die Hand darauf, als könnte ich noch den Abdruck seines Körpers spüren.
Eines Tages ging ich am Tierheim vorbei.
Nur um „mal zu schauen“, sagte ich mir. Ein junger Mitarbeiter erkannte mich.
„Sie waren doch der Herr mit Buddy, oder?“
Ich nickte.
Er zeigte mir die älteren Hunde. Die, die keiner wollte. Die, die „schwer zu vermitteln“ waren. Einer von ihnen, ein schwarzer Rüde mit grauer Schnauze und viel zu großen Pfoten, stand abseits und sah mich an – vorsichtig, aber nicht misstrauisch.
Ich dachte an Ernst. An sein „Ich will dir nicht zur Last fallen“.
An mein gebrochenes Versprechen. Und an all das, was daraus geworden war.
„Ich kann keinen ersetzen“, sagte ich leise. „Aber vielleicht… kann ich noch einem alten Kerl Gesellschaft leisten.“
Der Mitarbeiter lächelte.
„Manchmal“, meinte er, „beginnen die besten Geschichten genau so.“
Und so nahm ich die Wolldecke vom Sessel, breitete sie auf dem Wohnzimmerboden aus für einen neuen Gast, mit einem anderen Namen, einer anderen Vergangenheit, aber einem ähnlichen Blick.
Das Versprechen an Ernst habe ich damals gebrochen.
Doch das, was dahinterstand – dass keiner allein bleiben soll, weder Mensch noch Hund – das halte ich bis heute.
Mit jedem Schritt, den zwei alte Pfoten neben mir gehen.






