Die Tür stand offen. Dominique stolperte herein, ihre Pfoten zitterten auf dem Holzboden. Sie sah mich an, die Augen trüb, aber suchend, als wollte sie etwas sagen.
Ihr Körper war dünn, fast zerbrechlich. Die Haut spannte sich über Knochen, die zu deutlich hervortraten. Irgendwo in ihrem Blick lag eine Geschichte, die niemand kannte.
Eine Geschichte von Verlust, von Hunger, von Schmerz. Doch da war auch ein Funke. Ein kleiner, stummer Funke, der nach Leben griff.
Ich kniete mich zu ihr. Sie roch nach Staub und Erde, nach Tagen, die sie allein verbracht hatte. Ihre Flanken hoben und senkten sich schwer. Sie war hier, weil sie nicht mehr wusste, wohin.

Ein Anfang in der Stille
Die Tierklinik war ruhig an diesem Morgen. Der Geruch von Desinfektionsmittel lag in der Luft. Dominique lag auf einer Decke, die eine Schwester ihr hingelegt hatte. Ihre Augen folgten jeder Bewegung.
Die Ärzte sprachen leise. Sie untersuchten sie behutsam, ihre Hände bewegten sich langsam, um sie nicht zu erschrecken. Dominique hatte Tumore. Viele. In ihrer Milz, ihrer Leber, ihren Lymphknoten. Der größte saß in ihrer Vulva, wund und schmerzhaft.
Ich stand etwas abseits, die Hände in den Taschen. Es war schwer, sie anzusehen, ohne zu spüren, wie sich etwas in der Brust zusammenzog. Aber Dominique hob den Kopf.
Sie schnupperte an der Decke, als wäre sie ein Geschenk. Sie aß ein kleines Stück Futter, das die Schwester ihr hinhielt. Es war, als würde sie sagen: Ich bin noch hier.
Die Ärzte begannen mit Schmerzmitteln und Infusionen. Jemand schlug vor, sie aufzugeben. Sie sei zu schwach, sagten sie. Zu krank. Doch wie konnte man aufgeben, wenn sie selbst noch kämpfte? Ihre Augen sagten es: Sie wollte leben.
Der Funke wird zur Flamme
Die Tage vergingen. Dominique wurde stärker. Nicht viel, aber genug, um es zu bemerken. Sie fraß mit Appetit, jedes Stück war ein kleiner Triumph. Die Schwestern lachten, wenn sie ihre Schüssel leerte. „Unser kleines Wunder“, nannten sie sie.
Die Chemotherapie begann. Sie war anstrengend, zehrte an ihrem Körper. Doch Dominique trug es mit einer Würde, die schwer zu beschreiben war. Sie lag auf ihrer Decke, die Augen halb geschlossen, und ließ sich streicheln.
Ihre Schwäche machte sie nicht kleiner. Im Gegenteil. Sie war wie ein Baum, der im Sturm biegt, aber nicht bricht.
Eines Tages stand sie auf. Ihre Beine waren wackelig, aber sie ging. Die Schwestern klatschten, als sie durch den Flur tappte. „Seht mal, wer da läuft!“ rief eine von ihnen.
Dominique drehte den Kopf, als wüsste sie, dass sie gemeint war. Sie trug ein kleines Kleid, das Roselaine, ihre Patentante, ihr geschenkt hatte. Es war hellblau, weich, und es ließ sie aussehen, als hätte sie nie etwas anderes getragen.
Ich saß bei ihr, während sie schlief. Ihre Atemzüge waren ruhig, gleichmäßig. Ich dachte an die Straßen, die sie allein gegangen war. An die Nächte, in denen sie gehungert hatte. Jetzt war sie hier, umgeben von Menschen, die sie sahen. Die sie liebten.

Ein Zuhause, das auf sie wartete
Dominique wurde nach Hause entlassen. Nicht zu mir, sondern zu einer Familie, die sie mit offenen Armen aufnahm. Ihr neues Zuhause war ein kleiner Hof, mit einem Garten, der nach Lavendel duftete. Sie hatte eine Decke auf der Veranda, die nur ihr gehörte.
Morgens lag sie dort und sah den Vögeln zu. Ihr Blick war klarer geworden, ihre Bewegungen sicherer. Die Tumore waren kleiner, die Schmerzen weniger.
Die Ärzte sagten, es sei ein Wunder. Vielleicht war es das. Vielleicht war es aber auch einfach Dominique, die sich weigerte, aufzugeben.
Sie liebte es, gestreichelt zu werden. Wenn die Kinder aus der Nachbarschaft kamen, legte sie sich neben sie ins Gras. Sie war geduldig, als wüsste sie, dass sie ihnen etwas schenkte. Etwas, das man nicht erklären konnte. Etwas, das man nur fühlte.
Manchmal, wenn ich sie besuchte, sah ich sie am Zaun stehen. Sie wartete nicht mehr auf etwas, das nie kam. Sie war angekommen. Ihr Schwanz wedelte langsam, und ihre Augen glänzten. Sie war zu Hause.
Ich dachte oft an den Tag, an dem sie in mein Haus gerannt war. An ihren Blick, der so viel gesagt hatte, ohne ein Wort. Sie hatte nicht aufgegeben, und wir hatten es auch nicht. Jetzt stand sie da, in ihrem hellblauen Kleid, und die Welt war ein bisschen heller geworden.
Diese Geschichte wurde von einem stillen, berührenden Video inspiriert, das Sie hier ansehen können. Wenn es Sie bewegt hat, unterstützen Sie gerne den ursprünglichen Ersteller.
